„Meist sieht man nur das geschaffene Werk eines Menschen, die Person dahinter bleibt viel zu oft im Verborgenen.“
Hans Reupold wurde 1924 in Kirchseeon geboren. Nach dem 2. Weltkrieg, der körperliche sowie seelische Schäden hinterlassen hat, widmete er sein Leben neben seiner Familie der Öffentlichkeit.
Ein einschneidendes Erlebnis für ihn war die Begegnung mit dem damaligen Kreisheimatpfleger Dr. Heinrich Kastner (†1973) in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts. In vielen Treffen und Diskussionen über heimatliches Brauchtum inspirierte Kastner den jungen Hans Reupold für einen in der Kirchseeoner Bevölkerung oft erzählten und mündlich überlieferten alpenländischen Perchtenbrauch mit Masken in der Winterzeit.
Im Jahr 1954 initiierter er den ersten Perchtenlauf in Kirchseeon und verlegte 1956 auf Vermittlung von Dr. Heinrich Kastner eine dem Verfall bedrohte historische Badstube von Ramerberg (Landkreis Rosenheim) nach Eglharting. Die Badstube ist heute das Vereinsheim des Perschtenbund Soj Kirchseeon.
Geprägt aus dem Erfahrenen und Gelernten entstand eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte. Dazu trug auch die langjährige Freundschaft mit Max Krammer (†2017), dem Nachfolger von Dr. Heinrich Kastner bei.
Neben der Bildhauerei (Schnitzen von Perchtenmasken und sonstigen Masken, Madonnen, Kreuze, Marterl, Christusfiguren etc.) entsprangen auch einige Theaterstücke seiner Feder, u. a. „S’Gifthaferl“ sowie „Das versunkene Schloss“. Diverse Buchpublikationen zeigten sein Talent als Autor auf.
Seine Musikalität befähigte ihn zur Entwicklung der Kirchseeoner Perchtentänze und zur Herstellung der Kuhglockenspiele, die noch heute bei den traditionellen Perchtenläufen in Kirchseeon zu bestaunen sind.
Über die Jahre erschuf er für den Kirchseeoner Perchtenlauf weitere wichtige Maskengruppen wie die Holzmandl und die Schnadernschlenzer.
Er optimierte im heimischen Keller immer mehr seine Schnitzkunst für die einzigartigen Perchtenmasken. Viele Musikstücke und Sprechgesänge kamen in den Folgejahren zum Repertoire der Perchten dazu.
Zahlreiche Künstler wie Musiker, Dichter, Autoren, Fotografen, Maler, Bildhauer, Brauchtumsexperten, Heimatforscher, Fernseh- und Theaterregisseure, Kulturschaffende, Schüler, Studenten u.v.m. ließen sich von Hans Reupold inspirieren.
Im Jahr 1991 gründete er nach langer Vorbereitung mit Hilfe des Altlandrats Hermann Beham und den damaligen Kirchseeoner Büergermeistern Josef Miethaner und Uschi Bittner die Perschten-Stiftung Kirchseeon. Diese sorgt sich seit der Gründung u. a. um den Erhalt der wertvollen Masken und dem Zubehör.
Somit konnte Hans Reupold einen weiteren wichtigen Meilenstein für den Erhalt und der damit verbundenen Weiterentwicklung des Kirchseeoner Perchtenbrauchs umsetzen.
Tina Heiler-Reupold mit Ihrem Vater Hans Reupold im Sitzungsaal der Gemeinede Kirchseeon
Im Hintergrund zu sehen, die Perchten von Soj beim Lauf
Er ist Mitarbeiter des Deutschen Wörterbuchs und Mitglied der Gesellschaft für Archäologie sowie Mitglied im Verband für Orts- und Flurnamenforschung. Hans Reupold war lange Jahre in der Vorstandschaft des örtlichen Trachtenvereins engagiert und ein sehr geschätzter Gemeinderat des Markt Kirchseeon.
Welche Würdigung sein bemerkenswertes Schaffen erfahren hat, zeigt sich u. a. in der Ehrenbürgerschaft seines Heimatortes, der „Johann-Andreas-Schmeller-Medaille“ (Kommission für Mundartforschung), dem „Ehrenzeichen für Verdienste im Ehrenamt“ der Bayerischen Staatsregierung sowie dem „Bundesverdienstkreuz am Bande“ der Bundesrepublik Deutschland.
Heute ist der von Hans Reupold geschaffene Kirchseeoner Perchtenbrauch mit all seinen Facetten und Beteiligten ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil eines besonderen Brauchtums in Kirchseeon verbunden mit seiner Strahlkraft über die Grenzen des Landkreises Ebersberg hinaus.
Medien aus aller Welt berichteten über seine Kirchseeoner Perchten.
Hans Reupold sen. mit seinen Perchten in der Badstubn' (Das Vereinsheim der Perchten)
Im Hintergrund zu sehen, sein Sohn Hans Reupold jun.